
Lange konnte Sony sich herausreden. Anfangs war man noch in der Beta-Phase. Klar, dass da nicht alles reibungslos läuft. Dann wurde das Spiel nach einer kurzen unplanmäßigen und eigentlich völlig unnötigen Verschiebung endlich veröffentlicht und natürlich kann auch da nicht immer gleich alles rund laufen.
Aber nun sind seit der Veröffentlichung von Little Big Planet drei Wochen vergangen (in den USA und Japan sind es sogar schon vier) und was musste ich gestern Abend feststellen, nachdem ich das Spiel nach langer und ungewollter teilweiser Internet-Abstinenz endlich wieder online zocken konnte? Little Big Planet laggt immer noch wie Sau!
Ja, richtig! Jedesmal wenn ich mit anderen Mitstreitern durch die tollen Levels dieses eigentlich absolut großartigen Spiels streife muss ich ständig Angst haben, dass ich während des nächsten Sprungs oder auch nur der nächsten vorsichtigen Bewegung des linken Analog-Sticks auf mithilfe der mir kurzfristig gezeigten geschätzen 0,5 Bilder pro Sekunde leider nicht mehr nachvollziehbaren Gründen aus dem Leben scheide. Und auch wenn die Framerate mal nicht gerade einen solch kritischen Tiefpunkt erreicht hat erinnert das Spiel im Online-Betrieb die meiste Zeit eher an ein überdimensioniertes Daumenkino als an ein moderne Videospiel.
Was ist an Little Big Planet bitte so besonders, dass man auch nach drei Wochen bisher noch nicht in der Lage war, die Serverfarm entsprechend der mittlerweile wohl gut bekannten Last zu dimensionieren? Andere schaffen es doch auch und das mit deutlich weniger Geld als Sony wohl so zur Verfügung steht. Und manche machen sowas sogar schon seit mehr als zehn Jahren! Ich gebe 70 Euro aus für einen AAA-Titel, welcher in erster Linie als Online-Titel konzipiert wurde, und dann kann ich nicht vernünftig zocken, weil einer der größten Elektronikkonzerne der Welt mit einem schon lange überwunden geglaubten Problem kämpft?
Dabei ist Little Big Planet ein wirklich tolles Spiel. Selbst wenn man die Querelen um die Koranverse und um die Moderation der Benutzer-Levels nicht vergessen hat und die nicht wirklich vorhandene Story im Hinterkopf behält bleibt unter dem Strich ein interessantes neues Spiel mit einem mächtigen aber einfach zu bedienenden Leveleditor und einem Online-Modus, der sich gewaschen hat. Und das sage ich als jemand, der Online-Spiele in aller Regel völlig uninteressant findet. Ich habe einfach schon lange nichts tolleres mehr in einem Videospiel gesehen, als vier Sackboys die in skurrilen Verkleidungen durch die ziemlich geilen 2D-Levels von Little Big Planet hüpfen und sich dabei oft gegenseitig unter die Arme greifen. Überhaupt ist das Teamwork das absolut beste am Online-Modus. In jedem der ca. 50 Standard-Levels, die mit dem Spiel mitgeliefert werden, gibt es bestimmte Bereiche mit Bastelsachen (diese kann man zum Bau eigener Levels verwenden), die man nur zu zweit oder gar zu viert erreichen kann. Allerdings reicht es nicht einfach nur genügend Mitspieler zu haben, denn außerdem muss man auch zusammen arbeiten und oftmals auch kleine Rätsel lösen, um an die begehrten Bastelmaterialien kommen. So muss z.B. ein Sackboy einen Schalter gedrückt halten der einen Strom aus Lava blockiert, so dass der andere unversehrt darunter hindurch hüpfen oder beide müssen eine Plattform durch eine Wolke aus giftigem Nebel steuern, wobei einer auf der Plattform steht und die Plattform nur nach links und rechts steuern kann und der andere in Sicherheit bleibt und die Plattform nur hoch oder runter bewegen kann.
Genau genommen macht der Online-Modus sogar so viel Spaß, dass ich ihn trotz der mir bisher in dieser Schwere in Online-Spielen unbekannten Server-Probleme weiter zocke! Und während ich so in ständiger Angst vor dem nächsten tödlichen Lag durch Little Big Planet streife hoffe ich, dass Sony diese Serverprobleme endlich in den Griff bekommt und dieses so tolle Spiele nicht mit derart banalen Fehlern kaputtmacht.
Was ich nun aber nicht verstehe ist, wieso Sony die Spiele über einen Server routet. Das macht es wohl sinnvoll, wenn die Spieler aus verschiedenen Kontinenten kommen. So ist es nicht ganz so extrem, wenn man gegen einen Japaner bspw. spielt. Aber so kommt es, dass selbst bei Spielen mit Freunden teilweise Aussetzer gibt, während Skype noch astrein läuft. Und die Datenmengen müssten in etwa gleich sein. Also P2P-Verbindungen wären auch eine Option, die man bei LBP hätte berücksichtigen müssen.
Dennoch: Geiles Spiel!